Elektrocamping: Erster Plug-in-Camper schnell verfügbar
Ende letzten Jahres wurde in Deutschland der erste elektrisch angetriebene Camper vorgestellt: der Iridium. Kein Prototyp, aber wirklich zum Verkauf: Laut Hersteller sollen die ersten Exemplare noch in diesem Sommer ausgeliefert werden. Elektrisches Camping: Ist das die Zukunft?
„Diesel“ ist in der öffentlichen Meinung zu einem Schimpfwort geworden – durch den Abgasbetrug von Volkswagen und die Einfahrtsverbote, mit denen verschiedene europäische Städte alte Dieselmotoren aus ihren Innenstädten verbannen. Der Elektrocamper könnte eine Alternative sein.
Iridium: erster Plug-in-Camper
Der Iridium, der erste Plug-in-Camper zum Verkauf, wurde während einer Pressekonferenz in Stuttgart vorgestellt. Preis: 169.000 Euro. Ein beachtlicher Betrag, denn ein teilintegrierter Diesel-Camper dieser Ausstattung könnte rund 62 Euro kosten. Daraus lässt sich schließen, dass in den Elektroantrieb mehr als 100.000 Euro Technik investiert wurden. „Vergleichbar mit Tesla“, sagte der Hersteller während der Pressekonferenz.
Reichweite 300 Kilometer
Das Iridium ist eine Zusammenarbeit dreier Unternehmen: der süddeutschen WOF, die Bela- und Bavaria-Wohnmobile beliefert, dem Rumpfbauer Maurer aus der Schweiz und EFA-S, einem deutschen Spezialisten für Elektrofahrzeuge: Das Unternehmen verfügt unter anderem über 200 Transporter für den Kurierdienst Service-USV auf Elektroantrieb umgerüstet – eine hervorragende Lösung für Stadtbusse.
Eine interessante Frage für uns als Camper ist natürlich, wie weit kann man mit so einem elektrisch betriebenen Camper fahren? Der Hersteller gibt eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern an, bevor man sich auf die Suche nach dem ersten Strommast machen muss. Der Lithium-Akku ist dann weitgehend leer, Sie müssen also mit einem mehrstündigen Aufenthalt an der Ladestation rechnen, bevor es weitergehen kann.
Mehrere Marken
Der Iridium ist der erste elektrisch angetriebene Camper, der tatsächlich zum Verkauf steht. Zumindest: für Besitzer eines großen Führerscheins, denn inklusive Zuladung sind über 4.000 Kilo auf der Waage. Auch die großen Marken beschäftigen sich mit elektrischem Fahren, doch dabei handelt es sich noch um Prototypen. Auch der japanische Autohersteller Nissan arbeitet an einem zu 100 Prozent elektrisch angetriebenen Camper. Und mit Wasserstoff wird viel experimentiert, unter anderem von Mercedes Benz in Zusammenarbeit mit Hymer.
Upgrade für Euro-4 und 5
Der Dieselmotor steht deshalb in der Kritik, wegen manipulierter Dieselfahrzeuge und wegen der Verbote, mit denen Großstädte alte Diesel aus bestimmten Teilen des Zentrums fernhalten, um die Luftqualität zu verbessern. Aber wie richtig ist das? Moderne Diesel sind viel sauberer, als man in der Zeitung liest, wie verschiedene Studien belegen. Und Euro-6-Diesel können sogar noch sauberer sein – daran wird bereits viel gearbeitet, unter anderem mit AdBlue-Zusätzen. Und für Euro-4- und Euro-5-Dieselmotoren sind bereits Upgrades verfügbar, die die Emissionen auf die neuesten Euro-6-Anforderungen bringen.
Ladestationen in Urlaubsländern
In etwa zehn Jahren werden uns auf der Autobahn voraussichtlich häufiger elektrisch angetriebene Wohnmobile begegnen. Dann werden wir auch mehr Klarheit über den Energieträger Wasserstoff haben. Und bis dahin könnte es auch in beliebten Urlaubsländern wie Italien, Spanien und vielleicht auch in Tschechien oder Polen ausreichend Ladestationen geben. Und die Handvoll Wasserstofftankstellen, die es in den Niederlanden derzeit gibt, werden erheblich gewachsen sein.
Bis dahin sind noch viele Hürden zu überwinden, angefangen bei der Gesetzgebung: Für einen mit Batterien beladenen Camper reicht ein B-Führerschein nicht aus, da das Leergewicht bereits über 3.500 Kilo liegt. In Deutschland gibt es diesbezüglich bereits eine Ausnahme. Zumindest: für Fahrer elektrisch angetriebener Transporter, etwa von UPS. Ein nächster Schritt wäre für elektrisch angetriebene Camper möglich.
6.000 Kilometer pro Jahr
Allerdings ist es nicht unvorstellbar, dass es eine gesonderte Regelung für Diesel-Camper geben wird, so wie es mittlerweile beispielsweise Ausnahmen für klassische Pkw gibt. Sie legen jährlich nicht viel mehr Kilometer zurück als der durchschnittliche Camper mit seinem Urlaubsfahrzeug: höchstens 6.000 bis 7.000 Kilometer pro Jahr. Die Emissionen eines modernen Dieselcampers sind zwar nicht mit denen eines 40 Jahre alten Pkw zu vergleichen.
Sollten wir zunächst eine Tonne (in Euro) pro Wohnmobil investieren, um null Emissionen zu erreichen, wenn die Emissionen eines modernen Dieselcampers aufgrund der wenigen Urlaubskilometer vernachlässigbar sind? Natürlich: Eine sauberere Umwelt beginnt bei uns, aber am besten auf der Grundlage von Fakten statt fehlgeleiteten Diesel-Emotionen. Und für Elektrocamper muss vor allem die Fahrerlaubnisgesetzgebung angepasst werden. Wohnmobilhersteller werden sich nicht so schnell dazu entschließen, Millionen in die Entwicklung elektrisch angetriebener Wohnmobile zu investieren, die nur von einem ausgewählten Publikum mit einem „großen Führerschein“ gefahren werden dürfen.
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